You talked to me and you changed me. What if everybody talks to each other?

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6:30 Uhr morgens. Mit meinem überteuerten Flughafen Strabucks- Kaffee und einem Gipfeli sitze ich müde auf der Bank am Gate und warte auf das Signal für das Boarding. Die halbe Klasse ist versammelt und viele sind etwas nervös aber dennoch laut um ihre Unruhe zu kaschieren. Etwas unsicher rufen manche ihre Sitzplatznummer in die Runde um einen möglichen Sitznachbar ausfindig zu machen. Auch ich konnte beim einchecken meinen Sitzplatz nicht wählen. Natürlich bekomme ich auch noch den Sitzplatz in der Mitte. Die beste Variante von Sitznachbarn, die ich mir gerade so verstellen kann, sind zwei ruhige Geschäftspersonen, die sich in ihren Laptop vertiefen und einfach nur schnell den Flug hinter sich haben. So kann ich in Ruhe schlafen. 7:55 die Stunde der Wahrheit. Freundlich Begrüssung durch den Piloten und etwas ängstlich Verabschiedung von den Freunden die ungefähr 20 Reigen weiter hinten ihren Platz aufsuchen. 6. Reihe, 7. Reihe, 8. Reihe… Eine Frau sitz mit ihrem Laptop auf dem Schoss auf der Fensterseite. Ich dachte mir: „ Schon einmal nicht schlecht.“ Auf dem Gangplatz sitz ein junger Herr, ich schätze ihn so um die 24, mit einem Baseballcap. Etwas verunsichert mache ich eine Geste, dass ich hier in der Mitte sitzen muss. Als ich mich irgendwie an ihm vorbeigequetscht habe und es mir soweit es geht gemütlich gemacht habe, bemerke ich, dass ich mein Handgepäck verstauen sollte. Hilflos schaue ich nach oben. Es ist schon fast alles vollgestopft und ich sehe glaube ich ziemlich verloren aus, denn der junge Herr neben mir nimmt ihn mir aus der Hand und fragt auf Englisch ob er ihn weiter vorne verstauen soll. Verdattert nicke ich nur. Als er wieder zurück ist, murmle ich ein kurzes Dankeschön auf Englisch und stelle nicht auf mein Schläfchen ein. „How are you?“ Etwas verwirrt drehe ich meinen Kopf zu meinem Nachbar um. Sein etwas verschlafener Blick wird von seinem Lächeln überdeckt. In meinem noch nicht ganz wachem Gehrin suche ich nach meinen Englischkenntnissen um ihm zu antworten. Ich weiss gar nicht wie es weiter gegangen ist, doch 10 min später unterhalten wir uns immer noch. Zuerst ist es typischer Smalltalk. Wohin fliegst du? Was machst du? Woher kommst du? Usw. Mein Sitznachbar erzählt mir von seiner Band, seinen Reisen, seiner Tour die ihn direkt nach Miami führt und nach einem Tag weiter nach Costa Rica. Seit April lebt er nur aus dem Koffer. Er erzählt mir, dass sein Koffer 1 Kilo über der Limite von dem teureren Preissegment für Übergepäck iwar. Heute ist sein Geburtstag und er fragte die Frau am Schalter ob sie nicht ein Auge zudrücken könne. „Happy Birthday, 120 Francs please!“  antowrtet sie und geht nicht darauf ein. Ich konnte nur sagen, das ist typisch Schweiz. Er meint ja, obwohl es ihn nicht gerade erfreut hat, meint er: “ Aber genau das macht die Schweiz zur Schweiz und genau deswegen mag ich die Schweiz auch. Sie ist so ordentlich und alles ist genaus so wie es sollte.“ Das ist das erst mal, wo er mich erstaunt hat. Er könnte jetzt wütend sein, da er so viel Geld bezahlen musste, stattdessen lobt er die Schweiz genau für das. Dadurch driften wir im Gespräch immer mehr ab und beginnen über die Schweiz zu diskutieren. Er stellt mir eine gute Frage: „ Was magst du am meisten an der Schweiz?“ Ich muss nachdenken… Es gibt ja viel Sachen die mir einfallen, aber am meisten? Schweizer Schokolade oder die Schweizer Berge finde ich keine so kreative Antwort. Spontan entscheide ich mich für die Schweizer Demokratie und Staatsform. Es ist nicht ganz einfach das auf Englisch rüberzubringen, aber ich glaube, es hat so weit geklappt. Ich erfahre, dass mein Sitznachbar Politik neben Musik studiert hat. Wir beginnen über die ganze Situation mit Trump zu diskutieren. Er erzählt mir, dass wenn er einmal nicht genug Geld verdient, sich keine Krankenversicherung leisten kann und ich bin ziemlich geschockt. Wir beide sind der Meinung, dass das einfach nicht sein kann. Jeder Mensch sollte zumindest ein Recht auf eine Grundversicherund haben.  „ You’re a smart girl. You’re going to do it“ meint er zu mir, als ich ihm von meinem vermeintlich Zukunftsplänen erzähle. Obwohl wir uns erst seit 30 min kennen, ermutig mich diese kleine Geste sehr. Plötzlich streckt er mir seine Hand hin und sagt „We’re now friends. My name is Aaron.“ Ich habe gar nicht bemerkt, dass ich bis jetzt nicht wusste wie er heisst. Wir haben weiter darüber gesprochen, wie wichtig es ist wählen zu gehen und sich für etwas einzusetzten. Wenn zu den Menschen gehört die wählen können und mitentscheiden können, sollte man das auch ausnutzen. Die Einstellung „mich betrifft es sowieso nicht“ finde ich eine von den schlimmsten. Was würdest du ohne die Gesetzte machen? Was würdest du ohne die Menschenrechte machen? Geht es dich nichts an wie viele Steuern du bezahlen musst oder ob man mit der EU zusammenarbeitet oder nicht? Er meinte, auch wenn es nur mit jemandem darüber zu sprechen ist, es ist auch schon etwas. „ you talked to me and you changed me. So what if everybody is talking to each other?“ Diese Aussage hat sich bei mir stark eingebrannt. Ich finde es stimmt wirklich. Man sollte darüber sprechen und seine Meinung teilen. Nach der Landung fragt er mich noch nach meinem Instagramnamen und ich möchte den Namen seiner Band wissen. Nach einem hektischen Ausstieg heisst es sich zu verabschieden. Er umarmt mich. „ Lets keep in touch and when you come to the US, write me.” Obwohl wir nur 2 Stunden miteinander gesprochen haben, ist der Abschied etwas traurig.

„how are you“ So eine banale Frage hat diese ganze Konversation ausgelöst. Obwohl ich auf Schlaf gehofft habe, war diese Bekanntschaft 1000 mal besser und inspirierender. Genau wegen solchen spontanen Ereignissen, lohnt es sich mutig zu sein und Leute anzusprechen. Ich glaube dieses Erlebnis hat den Glauben an die Menschheit sehr verstärkt. Es gibt so viele Menschen da draussen, die nicht nur das Schlechte sehen und es passiert auch sie vieles über das man sich freuen sollte. Sprecht einfach miteinander und diskutiert und ermutigt.

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